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Alte Dame UTA: 80 Jahre und kein bisschen greise! 4 Banater Schwaben holten 7 Titel mit den Aradern

  • Autorenbild: Helmut Heimann
    Helmut Heimann
  • 6. Apr.
  • 13 Min. Lesezeit
UTA ist eine junge alte Dame. Clipart: Hans Vastag

UTA ist eine junge alte Dame. Clipart: Hans Vastag


Viele Frauen verheimlichen ihr Alter. Eine Untersuchung ergab, dass dies bis zu 72 Prozent tun. Sie sprechen nicht gerne darüber. Laut einer Psychologin möchten Frauen es geheim halten, da dies ihnen den Eindruck vermittelt, jung zu sein. „Die Gesellschaft liebt junge Frauen“, sagte sie. Aber es gibt auch Ausnahmen wie jene "alte Dame" aus Arad, die am 18. April ihren 80. Geburtstag feiern wird und null Probleme mit dem Alter hat.

Gemeint ist die rumänische Fußballmannschaft UTA Arad. Doch warum wird sie eigentlich "alte Dame" genannt? Taufpate war Ioan Chirilă, der beste und bekannteste rumänische Sportjournalist aller Zeiten. Er wurde in der bessarabischen Stadt Ismail geboren, die zur Ukraine gehört. Chirilăs Vater war Lipowaner, seine Mutter Griechin. Im Alter von 15 Jahren überquerte er mit der Familie die Donau. Sie ließen sich zunächst in Galatz, dann in Brăila nieder. Chirilă absolvierte in Bukarest die Juristische Fakultät und begann als Sportjournalist zu arbeiten. Er war 40 Jahre lang für die Fachzeitung Sportul tätig, nahm an neun Fußball-Weltmeisterschaften und zwei Olympischen Spielen teil, schrieb 27 Sportbücher. Sein bekanntestes "Zile și nopți pe stadion" ("Tage und Nächte im Stadion") erschien 1986 und steht in meiner Bibliothek. Chirilă war eine Koryphäe. Er wird auch 25 Jahre nach seinem Tod hochgeschätzt und verehrt. Die Rumänische Sportpresse-Vereinigung verleiht jedes Jahr während einer Gala die Ioan-Chirilă-Preise an die besten rumänischen Sportjournalisten des Jahres.



Im modernen Arader Stadion geht es hoch her auf dem Rasen. Foto: Helmut Heimann


Ich lernte "nea Vanea", so sein Spitzname, während meiner Dienstreisen als Sportredakteur der Neuen Banater Zeitung (NBZ) aus Temeswar im Banat zu internationalen Fußballspielen in der Hauptstadt Bukarest Mitte der 1980er-Jahre kennen. Die Redaktion von Sportul befand sich wie der Sitz des Rumänischen Fußball-Verbandes in der Vasile-Conta-Straße. Bei einer dieser Gelegenheiten fragte ich Chirilă, warum er UTA als alte Dame bezeichnet hat, was später zum geflügelten Wort und Markenzeichen der Arader werden sollte. Seine Antwort: "Vorbild war die Mannschaft von Juventus Turin, die so genannt wurde. Und weil UTA von 1946 bis 1979 als dienstälteste rumänische Mannschaft 33 Jahre lang ununterbrochen der ersten Liga angehört hat. Da lag es nahe, sie als alte Dame zu bezeichnen."



Mein Rundtischgespräch bei UTA erschien am 12. März 1986 in der "Neuen Banater Zeitung".


Aber wieso wird Juve seit den 1950er-Jahren "alte Dame" genannt? Weil sich die Trikots der Turiner früher beim Laufen am Rücken aufblähten und deshalb einen Buckel bildeten. So gesehen ist Juves Spitzname etwas spöttisch gemeint und dadurch negativ behaftet, im Gegensatz zu UTA. Und es gibt noch eine weitere "alte Dame" im Fußball. Hertha BSC Berlin wird so bezeichnet, weil der Verein 1892 gegründet wurde und zu den ältesten Fußballmannschaften in Deutschland gehört.


Mit diesem Aufgebot stieg UTA 1979 zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte aus der 1. Liga  ab. Stehend (von links nach rechts): Trainer Ion Ionescu, Gheorghe Vaczi, Flavius Domide, Stefan Gall, Ioan Bîtea, Marcel Coraș, Erhardt Schepp, Ioan Bedea, Stefan Kukla, Leonida Nedelcu, Gheorghe Boicu, Assistenztrainer Antoniu Bacoș. Sitzend (von links nach rechts): Mircea Leac, Ioan Tamaș, Ladislaus Bubela, Ladislaus Brosovzky, Silviu Iorgulescu, Mihai Jivan, Helmut Duckadam, Dorel Cura, Dan Gașpar, Liviu Giurgiu. Foto: Archiv Radu Romanescu


Was mir Chirilă nicht gesagt hat: Seine Sympathie für UTA spielte eine wichtige Rolle bei der Namensnennung. Im erwähnten Buch schreibt er: "Ich hoffe, Ihnen nicht mehr gestehen zu müssen, dass ich in jenen Jahren eine spezielle Sympathie für UTA empfunden habe." Mit "jenen Jahren" meinte Chirilă die "goldenen" 1970er-Jahre. Ich kann ihn sehr gut verstehen. Denn bei mir war es in "jenen Jahren" genauso. Als Jugendlicher fuhr ich aus meinem Geburtsort Großjetscha im Banat zunächst mit dem Fahrrad zum Bahnhof in Gertjanosch und dann mit dem Zug über Temeswar nach Arad. Dort schaute ich mir so manches UTA-Spiel im alten Stadion an, anschließend ging es wieder nach Großjetscha zurück, wo ich meistens erst in der Nacht ankam.


Die Biographie von Coco Dumitrescu enthält einen Beitrag von mir über den legendären Trainer.


Später als NBZ-Sportredakteur ab 1984 hatte ich es vom Redaktionssitz in Temeswar nicht mehr so weit bis nach Arad. Neben vielen Spielberichten über UTA machte ich Interviews mit den Fußballern und ein Rundtischgespräch im berühmten Trophäenzimmer der Arader mit dem bekannten Trainer Nicola Coco Dumitrescu, Funktionären und Spielern. Auf dem plüschbedeckten Tisch stand der erste Meisterpokal, den UTA 1947 gewonnen hat. Das Gespräch erschien auf einer ganzen Zeitungsseite im "Arader Kurier"(siehe Faksimile). Es handelte sich um eine vierseitige Beilage, die mittwochs der NBZ beigelegt wurde. Für mich war es etwas Besonderes, während des Gespräches neben dem legendären Trainer Coco Dumitrescu zu sitzen, der als einziger Mensch an allen acht Arader Titelgewinnen (sechs Meisterschaften, zwei Rumänienpokalsiege) beteiligt war: an den ersten sechs als Spieler und an den letzten beiden als Trainer. 


Vor der Arader Arena steht die Statue des banatschwäbischen Fußballers Josef Petschovszky.


UTA blieb ich auch nach der Auswanderung verbunden. Die 2021 in Arad erschienene Biographie "Coco Dumitrescu, pentru totdeauna în inima Bătrînei Doamne“ („Coco Dumitrescu, für immer im Herzen der alten Dame") des renommierten Arader Sportjournalisten Radu Romanescu enthält einen Beitrag von mir mit der (übersetzten) Überschrift "Ein Gentleman von Kopf bis Fuß" (siehe Faksimile) ebenso wie Romanescus 2022 ebenfalls in Arad über eine andere UTA-Legende veröffentlichtes Buch „Gioni Brosovszky – ultimul mare romantic“ („Gioni Brosovszky – der letzte große Romantiker“). Das darin von mir geschriebene Kapitel trägt die (übersetzte) Überschrift: „Von einem Foto das sich für immer ins Gedächtnis eingeprägt hat“. Romanescu publizierte bisher 17 Bücher über UTA, das 18. ist in Planung. 2023 saß ich auf der Pressetribüne des neuen Arader Stadions beim wohl wichtigsten Spiel in der jüngeren Vereinsgeschichte von UTA, in dem es um Sein oder Nichtsein in der 1. Liga ging. So gesehen habe ich UTA ein Leben lang durch gute und schlechte Zeiten begleitet.

Gute Zeiten erlebten die Arader bereits gleich nach der Gründung durch Baron Franz von Neumann im Frühjahr 1945. Die Familie des Adeligen gehörte zu den reichsten in Arad, besaß viele Immobilien und Betriebe in der Stadt an der Marosch, darunter die Textilfabrik. Um deren Arbeitern eine Freizeitbeschäftigung zu bieten, gründete der Baron einen Fußballverein und ordnete den Bau eines Stadions in Nähe der Arbeiterwohnungen an. Den Rasen ließ er mit dem Flugzeug aus England einfliegen, wo er Textiltechnik studiert hatte und großer Fan von Arsenal London geworden war. Die Vereinsfarben Rot-Weiß des Traditionsvereines aus der englischen Hauptstadt wählte Neumann für UTA aus.

Der Baron verpflichtete die besten Spieler aus dem In- und Ausland an der Spitze mit Gyula Lóránt, der 1954 mit der ungarischen Nationalmannschaft Vize-Weltmeister in der Schweiz gegen Deutschland werden sollte und später einer der bekanntesten Bundesligatrainer. Zunächst hieß die Mannschaft IT Arad, dann Flamura Roșie und später UTA Arad. Bei ihrer ersten Teilnahme im Oberhaus in der Spielzeit 1946/47 wurden die Arader auf Anhieb Meister. Weitere fünf Titel sollten folgen, der letzte vor 55 Jahren. Zum zweiten Meisterschaftsgewinn steuerte Torjäger László Bonyhádi sage und schreibe 49 Treffer bei. Ein Rekord, der bis heute Bestand in Rumänien hat. Jahrzehntelang galt UTA als beste rumänische Provinzmannschaft und wurde erst vor vier Jahren von CFR Klausenburg (8 Meistertitel, 4 Rumänienpokale) überflügelt.



Auf dem Heck des Mannschaftsbusses von UTA ist die Erfolgsbilanz der Rot-Weißen abgebildet. Fotos: Helmut Heimann


Im Laufe der Jahrzehnte haben sieben Banater Schwaben für UTA Arad gespielt, so viele wie bei keinem anderen rumänischen Erst- oder Zweitligisten nach dem 2. Weltkrieg. Josef Petschovszky stammte aus Temeswar, Johann Reinhardt aus Arad, Josef Leretter aus Ferdinandsberg, Erhardt Schepp aus Segenthau (Dreispitz), Josef Kappes aus Sanktanna, Helmut Duckadam aus Semlak und Werner Mühlroth aus Arad. Eine wunderschöne Tradition, deren Ende sich abzeichnet. Gleich drei banatschwäbische Kicker wurden im vergangenen Jahr abberufen: Leretter im Januar, Schepp im November, Duckadam im Dezember. Petschovszky, Reinhardt und Kappes sind lange vorher verstorben. Der einzige Lebende ist Mittelfeldspieler Werner Mühlroth, der für UTA in der B-Liga am Ball war. Nach der Auswanderung kickte er einige Zeit in Deutschland, unter anderem in der Oberliga Hessen. Werner kommt regelmäßig zu Besuch nach Arad und machte früher bei den UTA-Oldboys mit. Alle sieben sorgten dafür, dass die Rot-Weißen jahrzehntelang erfolgreich waren und sich in die Herzen von Millionen Menschen gespielt haben. Petschovszky, Reinhardt, Leretter und Schepp gewannen zusammen sieben von acht Titeln der alten Dame. Lediglich am Meisterschaftsgewinn 1954 war kein Banater Schwabe beteiligt. Das ist mehr als beachtlich. Und so etwas wird es nie mehr in Rumänien geben. Ein Rekord für die Ewigkeit! Ob noch mal ein banatschwäbischer Spieler für die Arader auflaufen wird? Das steht in den Sternen.


Alle sechs Meisterschaften gewann UTA im alten Stadion. Foto: Peter Titsch


Und die stehen zurzeit nicht gut für die Rot-Weißen. Seit ihrem Wiederaufstieg vor fünf Jahren spielen sie beständig gegen den Abstieg, mussten 2023 sogar in die Relegation gegen den Zweitligisten Gloria Buzău. Beim Rückspiel in Arad war ich dabei und erlebte einen fulminanten 5:1-Sieg, durch den UTA in der Superliga verblieb, wie die rumänische Meisterschaft auf Wunsch eines Wettanbieters als Hauptsponsor der rumänischen Profi-Liga heißt, obwohl so gut wie nichts super an der höchsten Spielklasse ist mit glanzlosem Fußball, wenigen Zuschauern und schwachen Schiedsrichtern. Gegen Buzău wurde der neue Arader Trainer Mircea Rednic als Retter frenetisch gefeiert. Tausende Fans strömten nach dem Schlusspfiff auf den Rasen des neuen Stadions, ließen ihn und die Spieler hochleben.

Doch die Euphorie ist schnell verflogen und der graue Alltag eingekehrt. "Die Insolvenz droht“, schreibt die Temeswarer Wochenzeitung Fotbal Vest. UTA hat umgerechnet circa fünf Millionen Euro Schulden, die Stadt Arad im Vorjahr die Finanzierung wegen leerer Kassen eingestellt, einen potenten Hauptsponsor gibt es nicht, sondern nur einige kleine. Deshalb finanziert sich der Klub hauptsächlich durch Fernsehgelder und Zuschauereinnahmen. Aber letztere sind stark gesunken. Vorbei sind die Zeiten, in denen das neue Stadion rappelvoll war. Oft ist es nur noch halb gefüllt, weil die Leistungen zu wünschen übriglassen und die Anhänger im Streit mit Vereinsführung, Spielern sowie Trainer sind.


Am 25.04.1979 liefen Poli und UTA vor vollen Rängen zum Banater Erstliga-Derby ins Temeswarer Stadion des 1. Mai ein, die Gäste in weißen Trikots angeführt von Kapitän Broszovszky gefolgt von Domide, Kukla, Cura, Leac, Coraș, Duckadam und Gall. Foto: Archiv Dorel Cura

Rednic werfen sie vor, dass er seit seinem Amtsantritt bei UTA am 25. April 2023 insgesamt 66 Spieler verpflichtet und 67 weggeschickt hat. Bei UTA geht es zu wie in einem Taubenschlag. Weil der Verein wenig Geld hat, wurden ablösefreie ausländische Fußballer unter Kontrakt genommen aus Spanien, Portugal, Guatemala, Argentinien, Brasilien, Kamerun, Guinea, Kongo, Martinique, Frankreich, Elfenbeinküste, Slowakei, Ungarn, Niederlande, Kenia, Zypern, Nigeria, Nordmazedonien, England, Belgien. Sie sind in der Überzahl. Die Fans beschuldigen Rednic, Spieler verpflichtet zu haben, für die der UTA-Teamgeist ein Fremdwort ist und dass er so viele Transfers getätigt hat, damit seine Tochter als Beraterin an den Verpflichtungen mitverdient, was der Coach vehement bestreitet. Auf Spruchbändern im Stadion schrieben sie: "Prin mingicari aduși pe comisioane, spiritul roșu-alb dispare", was übersetzt bedeutet "Durch auf Provisionen gebrachte Balltreter verschwindet der rot-weiße Teamgeist." Laut dem rumänischen Sportportal GOLAZO.ro wurden allein in den letzten Monaten an Provisionen für die Berater der verpflichteten Fußballer sowie an Abfindungen bei Vertragsauflösungen 540.000 Euro gezahlt. Das Monatsgehalt der Arader Kicker liegt zwischen 3000 und 10.000 Euro. 


Nach der Rettung gegen Gloria Buzău vor zwei Jahren strömten die Zuschauer aufs Spielfeld, feierten Spieler und Trainer. Foto: Helmut Heimann


In der Winterpause haben die Rot-Weißen neun Spieler transferiert und während der laufenden Saison bereits sieben Torhüter. Ein Fan brachte es in einem Leserkommentar auf den Punkt: "Wir begannen die Hinrunde mit einem Team und beendeten die Rückrunde mit einem anderen. UTA ist wie eine Haltestelle, wo die Spieler fröhlich ein- und aussteigen. Was für Ansprüche sollen wir haben, wenn sie vielleicht nicht mal dazu kommen, sich namentlich kennenzulernen, geschweige denn auf dem Spielfeld. Es wäre nicht schlecht, wenn sie wenigstens eine Kontinuität von zwei Spielzeiten hätten." Hinzukommt, dass UTA die besten einheimischen Fußballer nach Bukarest und ins Ausland verkauft hat, um die finanziellen Löcher im Etat zu stopfen. So verließen zwischen 2016 und 2024 fünf Riesentalente aus Arad und Umgebung die Rot-Weißen. Der in Glogowatz geborene Stürmer Dennis Man brachte es bis zum italienischen Erstligisten Parma und steht seit sieben Jahren in der rumänischen Nationalmannschaft.

Spielten früher viele Kicker aus Arad und Umgebung bei UTA, sind jetzt kaum noch welche im Kader. Man kann sie an den Fingern einer Hand abzählen. Zu ihnen gehört der defensive Mittelfeldspieler Cristian Mihai. Er ist in Arad geboren, wohnt in Saderlach und zählt zu den besten U23-Fußballern der Welt. Unlängst veröffentlichte das Internationale Zentrum für Sportstudien CIES aus Neuchâtel (Neuenburg) in der Schweiz anhand von Daten der italienischen Fußballanalyse-Plattform „wyscout“ die Top-100-Rangliste der weltbesten Mittelfeldspieler unter 23 Jahren betreffend die Bodenzweikämpfe, in der der Arader Blondschopf als einziger rumänischer Jugendspieler immerhin Platz 63 mit 67,8 Punkten belegt. Spitzenreiter ist Rocco Reitz von Bundesligist Borussia Mönchengladbach mit 86,9 Punkten. Bewertet wurden Fußballer aus 46 Ligen weltweit aufgrund einer komplexen Berechnung, die alle gewonnenen Zweikämpfe unter Ellbogenhöhe und abgefangenen Pässe in Bezug auf Teamstärke und Position einbezieht.


Generalmanager Attila Brosovzki, Trainer Mircea Rednic, Journalist Helmut Heimann und Sekretär Radu Romanescu (von links nach rechts). Foto: Tudor Vasil


International auf sich aufmerksam machte ein anderer einheimischer UTA-Spieler: Stürmer Dániel Zsóri. Er ist in Großwardein geboren und in Schimonydorf bei Arad aufgewachsen, wo seine Eltern leben. Dániel hat sowohl die ungarische als auch rumänische Staatsbürgerschaft und spielte bis zu seinem Wechsel im September 2024 zu UTA ausschließlich bei ungarischen Vereinen wie Békéscsaba 1912 Előre, Debreceni VSC, MOL Fehérvár Football Club,Budaörsi SC, Budafoki MTE, Zalaegerszegi Torna Egylet Football Club und MTK Budapest.

Zsóri debütierte am 31.10.2018 für Debrecen in der 1. ungarischen Liga gegen den damaligen Tabellenführer Ferencváros Budapest und erzielte nach seiner Einwechslung mit einem spektakulären Fallrückzieher vor heimischer Kulisse den 2:1-Siegtreffer, der vom Weltfußball-Verband FIFA mit dem Puskás-Preis prämiert wurde. Die Auszeichnung war vom damaligen FIFA-Präsidenten Sepp Blatter veranlasst worden und wird an jenen Spieler verliehen, der das schönste Tor des jeweiligen Kalenderjahres erzielt hat. Die FIFA stellte  zehn Treffer zur Auswahl ins Netz, für die sich die Zuschauer entscheiden konnten. Zweiter wurde Lionel Messi vom FC Barcelona und Dritter Juan Quintero von River Plate Buenos Aires. Ganz Schimonydorf schaute sich damals im Fernsehen die FIFA-Gala "The Best" aus der Mailänder Scala an und war mächtig stolz auf den berühmten Landsmann mit dem außergewöhnlichen Tor.


Stürmer Dániel Zsóri aus Schimonydorf geht für die Arader auf Torejagd. Foto: UTA


Das Zerwürfnis zwischen Trainer und den Anhängern von UTA ging so weit, dass diese vier Monate lang alle Spiele der Arader boykottiert haben. Kein Wunder, dass der Streit an Rednic nicht spurlos vorbeigegangen ist. Wegen Herzproblemen bekam er bisher sechs Stents eingesetzt: jeweils drei im August 2023 sowie im September 2024. Oft liegen seine Nerven blank. So sagte er allen Ernstes: "Ich kann mich bei UTA finanziell einbringen und wenn ich will, sowohl die ganze Mannschaft als auch das Stadion kaufen. Aber kann mir jemand garantieren, dass es das wert ist?"

Doch nicht nur zwischen Trainer sowie Spielern auf der einen und den Fans auf der anderen Seite gibt es Streit, sondern auch zwischen der Vereinsführung und den Anhängern. Der Fanklub von UTA sitzt im Aufsichtsrat, hält die Lizenzrechte an Vereinsnamen und -farben sowie der Erfolgsbilanz. Trotzdem wollte der UTA-Vorstand den Fanklub aus dem Aufsichtsrat verdrängen, damit er keinen Einblick in die umstrittenen Finanzen bekommen kann. Deshalb zog der Suporter Club UTA vor Gericht und bekam Recht, sodass die Vereinsführung alle Dokumente offenlegen muss. Die Auseinandersetzung ging so weit, dass die Anhänger einen eigenen UTA-Fanshop eröffnet sowie eine App entwickelt haben, in der sie über die Mannschaft informieren.

Zu allem Überfluss läuft es für die Arader auch noch schlecht in der Meisterschaft. Nachdem sie in der vergangenen Saison nach der Abstiegsrunde den 7. Platz in der Gesamtwertung belegt und somit die beste Platzierung seit 50 Jahren erreicht hatten, strebten sie höhere Ziele an (siehe meinen Blogbeitrag "Trainer Rednic hat mit UTA Großes vor" vom 15.06.2024). Der Coach wollte erstmals die Playoffs, also die Meisterrunde, erreichen und den Rumänienpokal gewinnen. Doch weder aus dem einen noch aus dem anderen Unterfangen wurde etwas. UTA kickt wieder nur in den Playouts, wie die Abstiegsrunde bezeichnet wird und verabschiedete sich sang- und klanglos aus dem Pokal, mit einem Unentschieden beim Zweitligisten Ungheni sowie einer 1:5-Klatsche im eigenen Stadion gegen die von Gheorghe Hagi trainierte Mannschaft von Farul Konstanza.

Danach übte das Arader Medienportal Special Arad herbe Kritik: "Eine Mannschaft, die ihr Publikum nicht respektiert und liebt, die nicht auch für die Zuschauer auf der Tribüne spielt, ist immer dem Untergang geweiht. Sie wird verschwinden und die Geschichte sie im Mülleimer entsorgen, keinesfalls als Legende preisen. Der Klub UTA hat in den 80 Jahren Legenden geschaffen, aber diejenigen, die ihn heute repräsentieren, sind Witzfiguren. Eine Mannschaft, die ihre Fans nur zögerlich vom Mittelkreis aus grüßt, verdient diese Anhänger nicht. Eine Mannschaft, deren Spieler keine Frustration und Nervosität zeigen, wenn sie verloren haben, ist niemals eine Mannschaft, sondern eine Ansammlung von Söldnern. Und die heutige UTA ist eine Ansammlung von Söldnern. Nicht mehr..." Laut Meinung von Experten handelt es sich um das schwächste Aufgebot von UTA seit der Rückkehr in die 1. Liga.


So berichtete "Sportul" über die Sensation gegen Feyenoord.


Der Gegenwind wird immer schärfer für Mircea Rednic. Kein Wunder, dass er nach der dritten Heimniederlage in Folge tobte: "Unser Ziel ist es, die Mannschaft vorm Abstieg zu retten, und das ist es, was ich will. Das Team zu retten, dann zu gehen und andere Wege einzuschlagen. Ich bin es satt. Hier existiert so ein Druck, als ob die Mannschaft in der Champions League mit Messi in ihren Reihen gespielt hat." Haute mit der Faust auf den Tisch, stand auf und verließ wütend die Pressekonferenz. Was der Trainer verschwiegen hat: Zu Saisonbeginn redete er noch von ganz anderen Zielen (siehe oben). Rednics Vertrag läuft bis Sommer 2026 und gilt auch für die 2. Liga. UTA ist seine 25. Trainerstation in den vergangenen 25 Jahren. Er hat es also nie lange irgendwo ausgehalten. In Arad ist er seit zwei Jahren. Gut möglich, dass er nach Saisonschluss seine Koffer packen könnte. 


Josef Leretter freute sich nach dem Schlusspfiff übers Weiterkommen gegen Rotterdam. Foto: Libertatea


Wenn die Gegenwart grau ist, wird die Vergangenheit verklärt. Und die war vor allem 1970 golden, was Ioan Chirilă in seinem Buch mit "jenen Jahren" meinte. Im kommenden Herbst werden es 55 Jahre, seit UTA für eine der größten Sensationen nicht nur im rumänischen, sondern im europäischen Fußball sorgte. Mit 1:1 am 16.09.1970 auswärts und 0:0 am 30.09.1970 in Arad warfen die Rot-Weißen den vom Österreicher Ernst Happel trainierten amtierenden Welt- und Europapokalsieger der Landesmeister Feyenoord Rotterdam gleich in der ersten Runde aus dem Wettbewerb. Und das für unmöglich gehaltene "achte Weltwunder" wurde wahr. Darüber schreibt Chirilă im erwähnten Buch: "UTA, die kleine UTA von Domide, Broszovsky, Leretter und vor allem Dumitrescu, versetzte die Stenographen in aller Welt in Erstaunen, die ihren Augen nicht trauten. Bitte wiederholen Sie, hörte man Stimmen aus den Telefonhörern ertönen. Der Sport-Informations-Dienst (SID), die große westdeutsche Nachrichtenagentur, hat das Aufnahmeband gestoppt, als sie die Meldung mit dem Ergebnis bekommen hat und gefragt, ob es sich um einen Übermittlungsfehler handelt."


Der Perjamoscher Sportredakteur Hans Frank berichtete im "Neuen Weg" über den Rauswurf von Feyenoord.

Die Nachricht ging um die Fußballwelt. Zu den besten Arader Spielern in beiden Partien zählte Josef Leretter, der Fels in der Brandung. Die Holländer waren von seiner Leistung so angetan, dass sie allen Ernstes daran dachten, ihn zu verpflichten. Loli, wie er genannt wurde, war damals 37 Jahre alt. Erst als die Rotterdamer sein vorgerücktes Alter erfuhren, ließen sie von ihrem Vorhaben ab. Als Prämie fürs Weiterkommen bekam jeder Spieler 15.000 Lei. Am 16.03.2025 verstarb mit dem rechten Außenverteidiger Gábor Bíró (Gavrilă Birău) einer von ihnen im Alter von 79 Jahren.

Mit zwölf war ich damals noch zu klein, um das Spiel live im Stadion zu erleben. Aber die Partien gegen Feyenoord weckten mein Interesse an UTA, das über all die Jahrzehnte anhalten sollte. Für die deutschsprachige Zentralzeitung Neuer Weg aus Bukarest saß der Perjamoscher Sportredakteur Hans Frank im schmucken Arader Stadion. Auch er sympathisierte mit UTA und berichtete über die Riesenüberraschung (siehe Faksimile). Unsere Wege sollten sich später kreuzen. Frank wurde zu einem meiner Lehrmeister, nachdem ich 1977 als Hatzfelder Lyzeumsschüler meine ersten journalistischen Gehversuche unternommen hatte.



Baron Franz von Neumann sitzt als Bronzestatue im Arader Stadion, das nach ihm benannt ist. Foto: UTA

In der vergangenen Spielzeit hatte UTA die Abstiegsrunde noch gewonnen. Ob das den Aradern auch diesmal gelingen wird, ist jedoch mehr als fraglich. Freuen würde sich nicht nur der Baron im Himmel, sondern auch im Stadion, wo er als Bronzefigur wie im wahren Leben mit einem Lächeln im Gesicht sitzt. Und mit ihm zahlreiche Menschen, denen die einst so erfolgreichen Arader am Herzen liegen. Das rot-weiße Aufgebot von 31 Spielern hat ein Durchschnittsalter von 25,5 Jahren. Die alte Dame feiert 80. Geburtstag - und ist kein bisschen greise. Denn mit 80 ist sie erst 25 – welche(r) Betroffene wäre das nicht auch gerne? Allein schon deshalb ist diese alte Dame zu beneiden. Auf ein Neues, UTA!


Bis zum nächsten Klick auf meinen Blog…


Als neuer Beitrag folgt „Eusébio, Madonna, James Bond, Ronaldo, Bölöni und das magische Licht. Ein Trip durch die weiße Stadt Lissabon



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